Big Island

23.10.04
Seit wir gestern Nachmittag in Hilo angekommen sind, regnet es fast ununterbrochen. Wir wissen ja, daß wir auf der Wetterseite von Big Island sind, aber das es hier so feucht ist, hätten wir nicht gedacht. Dafür ist es nicht so schwül.
Big Island ist die größte der hawaiianischen Inseln. Sie ist doppelt so groß wie alle anderen Inseln zusammen. Durch die beiden großen Vulkanberge (vom Meeresgrund aus gesehen die höchsten Berge der Welt) gibt es hier fast alle Klimazonen, die es auf der Welt gibt (nur arktisch und noch was fehlt). Oben auf den Bergen liegt zur Zeit Schnee, während es unten am Meer schon mal 30 °C sein kann.

Für heute haben wir uns eine Tour durch eine Region vorgenommen, welche Puna heißt. Unser erster Stop ist im Lava Tree SP. Hier kann man recht anschaulich sehen was passiert, wenn schnell fließende Lava durch einen Wald fließt. Die Lava umhüllt die Bäume und erstarrt an der Rinde schneller als sonst. Wenn dann der Lavapegel fällt, bleibt die erstarrte Hülle stehen. Der Baum, der von der Lava umgeben ist, verrottet langsam und hinterläßt ein Loch. Sieht wirklich skurill aus, wenn man von oben in so eine Lavasäule hineinschaut.

Anschließend waren wir in ein paar natürlichen Lavapools am Meer schnorcheln. Allerdings hat es da so zu schütten angefangen, daß es keinen Sinn mehr gemacht hat dort zu bleiben. Also sind wir die Küste weitergefahren zu einem neuen schwarzen Strand. Der alte schwarze Strand, der hier in der Gegend war, ist bei einem Vulkanausbruch in den 90ern von Lava überflutet worden. Beim gleichen Ausbrauch ist dann ein paar Kilometer weiter der neue s chwarze Strand entstanden, allerdings ein paar Meter weiter zum Meer raus. In dieser Gegend scheint sich die Küstenlinie seit den 50er Jahren ständig zu verändern. Um zu dem Strand zu gelangen, muß man ein Stück über erstarrte Lava laufen. Es ist unglaublich in wieviel bizarren Formen sie erkaltet. Die vielen kleinen Palmen am Strand wurden von Einheimischen gepflanzt in der Hoffnung, den Strand somit vor der Wucht des Meeres zu schützen. Es ist schon ein komisches Gefühl wenn man bedenkt, daß das Land, auf dem wir stehen als wir das Foto machen, weniger als halb so alt ist wie wir.

Dank unseres hervorragenden Reiseführers, den wir von unserem B&B ausgeliehen haben, endecken wir auf dem Rückweg noch ein interessantes Kleinod. Über einen kleinen Trampelpfad in den Dschungel hinein, finden wir ein paar Schlote, die heißen Wasserdampf ausstossen. Die Einheimischen scheinen sie als Dampfsauna zu benutzen (nicht das es hier jemals kalt ist), denn zumindest in einem finden wir auch eine Sitzbank (wenn Du auf das untere Bild klickt, bekommst Du einen Eindruck davon).

Eigentlich wollten wir ja um16:30 noch einen Hubschrauberflug zum aktiven Vulkan machen, aber der Flug wurde leider wegen schlechten Wetters gestrichen.

24.10.04 Wir haben uns für heute für 10:30 noch mal für einen Flug vormerken lassen. Als wir zum Flughafen kommen schüttet es schon wieder wie aus Kübeln. Doch heute haben wir Glück. Als unsere Abflugzeit näher kommt, klart es ein wenig auf und wir können starten.
Als erstes geht es rauf zum aktiven Krater. Dieser Vulkan spukt seit 1983 fast ununterbrochen Lava aus und ist damit der aktivste Vulkan der Welt. Außerdem gibt es keine großen Ausbrüche, sondern einen kontinuirlichen Fluß, wodurch er gut zu beobachten ist. Er wird auch scherzhaft "Drive-Inn Vulkan" genannt.

Leider ist der Krater selbst in Wolken gehüllt und wir können nur einen kurzen Blick hinein werfen. Dafür können wir ein paar fließende Lavaströme sehen. Was passiert, wenn die Lava auf eine Strasse trifft, könnt ihr auf dem mittleren Foto sehen. Die Strasse auf dem Foto war vor ein paar Jahren noch eine Bundesstrasse, die die Puna Region mit der Vulkanoregion verbindet. Nachdem sie fast jedes Jahr neu von Lava zerstört wurde, haben sie es aufgegeben sie wieder herzustellen. Heute fährt man auf ihr um zu den aktiven Lavaströmen zu kommen. Auf dem Rückflug kreisen wir noch über ein paar schönen Wasserfällen und nach ca. 55 Minuten Flug hat uns die Erde wieder.

Als nächstes fahren wir zum Volcano National Park der die jüngsten aktiven und schlafenden Vulkane umfaßt. Wir übernachten hier wieder in einem B&B. Im NP kann man auf einer Kreisstrasse um einige Vulkankrater herumfahren. Es gibt auch einen Lavatunnel, durch den man wandern kann. Hier dampft es an allen möglichen und unmöglichen Ecken, aber fließende Lava kann man im Bereich der Rundstrasse nicht sehen. Dazu muß man die sogenannte Alley of Craters zum Meer runterfahren. Das Ende der Strasse könnt ihr auf dem Foto rechts sehen ;-)

Im Mai kam hier die Lava noch bis zum Meer um dort im Wasser zu erstarren. Im Moment fließt sie aber nur weiter oben am Berg. Um dahin zu gelangen müßte man ca. 3 Stunden über das Lavafeld bergauf wandern. Auch erkaltete Lava ist kein Untergrund auf dem man gerne wandert, also geben wir den Gedanken sehr schnell wieder auf. Dafür fahren wir am Abend zum Straßenende, um uns anzusehen wie die Lava im Dunkeln leuchtet. Auch das ist ein recht beeindruckender Anblick, nicht wahr?

25.10.04 Man glaubt es kaum, aber die letzte Nacht war relativ kühl. Allerdings liegt Volcano Village, wo wir übernachtet haben, auch in über 1200 m Höhe. Das wirklich unangenehme in dieser Gegend ist, daß es so unglaublich feucht ist. Gestern hat es nur wenige Unterbrechungen im Regen gegeben und auch heute morgen plästert es schon wieder. Dazu muß man sagen, daß dieser Bereich der Insel zu den ergiebigsten Regengebieten der USA gehört. Darum machen wir uns auf den Weg zum Westen der Insel, da dort die trockenen und warmen Regionen sein sollen.

Von Volcano aus, führt der Weg über Kona nach Waimea, wo wir die nächsten 4 Tage übernachten werden. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem historischen Flüchtlingsplatz der Hawaiinaner vorbei.
Das Leben der hawaiianischen Stämme wurde durch sogenannte Kapus (Verbote) geregelt. Es war zum Beispiel verboten durch den Schatten des Hauses des Häuptlings zu laufen, oder Frauen durften nicht mit den Männern zusammen essen, bestimmtes Essen mußte nach bestimmten Regeln zubereitet werden etc. Die Kapus galten als von den Göttern gesandt. Dementsprechend galt es als Frevel gegen die Götter, wenn man ein Kapu brach. Darum wurde jeglicher Bruch eines Kapus mit dem Tode bestraft, bei schwerwiegenden Verstößen wurde sogar die ganze Familie hingerichtet, wobei die Dilequenten die Wahl zwischen erschlagen, ertränken, verbrennen und aufspießen hatten.

Es gab jedoch noch eine andere Möglichkeit. Falls derjenige, der das Kapu gebrochen hatte, es schaffte in einen Zufluchtsbereich zu kommen (auf Big Island gab es, glaube ich, 3), dann konnte sein Verstoß von dem dort ansäßigen Priester durch Zeremonien, die die Götter beruhigten, aus der Welt geschafft werden.
Nach vollzogenen Zeremonien konnte der Kapubrecher wieder nach Hause gehen und wurde nicht mehr behelligt.

Das schlechte Wetter hat uns bis Waimea verfolgt, aber morgen wird es bestimmt besser ;-)

26.10.04 Na ja, der Tag fängt nicht superschön an, aber wir können immerhin am Horizont blaue Flecken sehen und es regnet nicht. Wie überall auf Big Island kriegen wir auch in unserem jetzigen B&B ein hervorragendes Frühstück, daß zum großen Teil aus frischen tropischen Früchten besteht. Einfach lecker!

Es soll auf dieser Seite hervorragende Schnorchelstrände geben. Das wollen wir natürlich testen. Als erstes fahren wir zum Hapuna Beach an der Kohala Küste. Wie alle Strände auf Hawaii ist dies ein Strand mit öffentlichem Zugang, auch wenn an einer Ecke ein Hotel steht. Der Strand hat wunderschönen Sand, der leider vom Regen der letzten Nacht noch feucht ist. Durch die Wellen, die hier ankommen, wird zuviel Sand aufgewirbelt, als das man schnorcheln könnte. Dafür kann ich mit dem Boogey Board, das ich im B&B geliehen habe, schön auf den Wellen reiten.

Der nächste Strand den wir testen heißt 69. Das hat nichts mit Sexualpraktiken zu tun, sondern das war früher die Nummer des Telefonmastes, von dem der Weg zum Strand abgeht. Heutzutage muß man übrigens bis zum Telefonmast 71 fahren ;-) Im linken Bereich des Strandes gibt es einige schöne Korallenformen, aber das Wasser ist relativ trüb durch Sandaufwirbelungen und es ist immer noch bedeckt, wodurch wenig Licht ins Wasser fällt.

Die letze Schnorchelbucht die wir probieren ist ein alter Zuckerrohrverladehafen. Da es hier nur Steine gibt, ist das Wasser ziemlich klar und zum Glück läßt sich jetzt auch mal die Sonne blicken. Dadurch ist dies mit Abstand der beste Schnorchelort an dem wir bisher waren.

Nach soviel Wasser müssen wir uns mal was anderes ansehen und fahren zur Nordspitze der Insel. Nach einem kurzen leckeren Eisstop in einem kleinen Ort namens Hawi, gehts weiter bis zum Ende des Highways 270. Von dort hat man den Blick, den ihr auf der rechten Seite sehen könnt. Unten im Tal ist ein wunderschöner schwarzer Lavasandstrand. Allerdings kann man hier nicht schwimmen, da die Strömung zu stark ist. Wir haben aber noch Lust ein wenig zu schnorcheln und fahren deswegen noch einmal zum Mahakona Beach Park (dem alten Hafen).

Bisher sind wir entlang der Küste gefahren. Nun wollen wir über den ältesten Vulkan der Insel zurückfahren. Die Hawaiiander sagen, daß man auf dieser Strecke nicht hupen soll, damit Kohala (so heißt der Vulkan) nicht aufwacht. Entlang der Strecke hat man das Gefühl durch die Eifel zu fahren. Viele grüne Hügel, die nur noch entfernt an Vulkane erinnern. Der einzige augenscheinliche Unterschied sind die Kakteen, die hier überall rumstehen ;-)

27.10.04 Zur Abwechselung wollen wir heute mal wieder sportlich sein. Wenige Kilometer von unserer Unterkunft entfernt startet ein Wanderweg, der uns zum Waipi'o Tal führt.
Wenige hundert Meter nach dem wir losgegangen sind, ändert sich die Landschaft von Grashügel in Regenwald. Der Wechsel ist einfach unglaublich. Die Luft wird gleich viel feuchter und es liegt ein Dunst in der Luft. Je weiter wir kommen destso schwerer wird der Weg. Rings um uns herum ist nur dichtes sattes Grün mit vielen bunten Flecken überall. Nach ungefähr einer dreiviertel Stunde erreichen wir den Rand des Tals. Der Blick ist einfach unglaublich. Dort wo wir stehen fallen die Talwände fast senkrecht mehr als 600 Meter zum Talboden. Auf der anderen Talseite können wir in einer kleinen Schlucht einen bestimmt 200 hohen Wasserfall sehen.

Leider sind die Wolken sehr tief. Wir können sogar sehen, wie die Luft, die am Talende nach oben stei gt, kurz vor dem Talrand zu Wolken kondensiert. Deswegen kommt auch nur wenig Sonnenlicht ins Tal. Den gegenüberliegenden Rand können wir nur ein paar mal sehen, wenn der Wind die Wolken ein wenig durcheinander bringt.

Eigentlich ist der Weg hin und zurück nicht sonderlich anstrengend. Aber durch die hohe Luftfeuchtigkeit sind wir völlig durchgeschwitzt, als wir zum Wagen zurück kommen. Jetzt brauchen wir ein Kontrastprogramm. Deswegen fahren wir runter zur Küste Richtung Kailua-Kona. Hier gibt es den trockensten Bereich der ganzen Insel. Das kann man schon daran erkennen, daß hier auf der alten Lava nichts wächst. Es ist sozusagen eine Lavawüste. Da das Klima sehr touristenfreundlich ist, haben sich in diesem Bereich alle großen Hotelressorts angesiedelt.
Zum Beispiel das Hilton Waikoloha. Das Hotel hat eine eigene Bahn, die die Hotelbereiche miteinander verbindet. Außerdem gibt es einen Kanal auf dem eine Motoryacht die Gäste hin und herfährt. Zu guter Letzt haben sie eine künstliche Lagune auf ihrem Gelände, in der man mit Delfinen schwimmen kann. Natürlich gegen Bezahlung ($150). Das Vergnügen muß lange vorher gebucht werden und ist nur Gästen des Hilton vorbehalten.

Wir fahren lieber ein paar Meter weiter zum Anaeho ' omalu Strand, wo man hervorragend kitschige Sonnenuntergänge fotografieren kann, falls das Wetter es zuläßt.

28.10.04 Heute wollen wir uns den relativ feuchten Nordwesten der Insel ansehen. Viele Bereiche dieses Teils der Insel sind mit Regenwald bedeckt.
Unser erster Stop ist am Ende des Highway 240. Von dem dortigen Aussichtpunkt aus, kann man die Meerseite des Waipi'o Tals (zu dem wir gestern gelaufen sind) sehen. Die Legende besagt, daß das Tal entstanden ist, als ein Krieger mit seiner Keule auf den Boden gehauen hat, um einen anderen Krieger zu beeindrucken. Scheint nicht viel geholfen zu haben, denn die Geschichte besagt weiter, daß er anschließend von dem anderen Krieger erschlagen wurde.
Das Tal ist allerdings auch von dieser Seite beeindruckend. Es führt zwar eine Strasse hinab ins Tal, aber die kann man nur mir Geländewagen befahren. Und die Strasse soll so steil sein, daß man sie nicht wieder hinaufgehen möchte.

Weiter geht's Richtung Hilo. Wir fahren bis zum weitesten Punkt unseres Tagestrips, da die Akaka Wasserfälle, die dort liegen nur vormittags Sonnenlicht bekommen. Wie man auf dem Foto sehen kann, sind wir ein kleines bißchen zu spät gekommen. Sieht aber auch so nicht schlecht aus.
Der Weg zum dem Wasserfall führt durch wunderschönen Dschungel. Es ist unglaublich was hier so alles in freier Natur wächst. Da können einige Gärtner bei uns wahrscheinlich nur in Tränen ausbrechen.

Auf dem Rückweg fahren wir entlang des alten Mamalahoa Highways. Die Strasse ist zwar teilweise in einem traurigen Zustand führt aber durch wunderschöne grüne Seitentäler. An einem Teilstück müssen die Leute der Gegend wohl einen kleinen Autofriedhof eingerichtet haben. Zumindest stehen dort einige alte Fahrzeuge herum. Die Natur holt sich ihr Terrain allerdings schnell zurück, so daß die meisten Fahrzeuge völlig überwuchert sind.

29.10.04

Heute fliegen über Honolulu weiter nach Neuseeland. Da wir dabei über die Datumsgrenze fliegen, verlieren wir einen Tag und kommen am 31.10 in Auckland an. Ab da sind wir immer einen Tag jünger als ihr ;-)